Das Kultivieren eines „Inneren Beobachters“ hilft dabei, einen Abstand von automatischen Gedanken und Gefühlen zu schaffen. Ein bewusstes innehalten und bewusst wahrnehmen, was gerade innerlich abläuft, ermöglicht uns aus alt bekannten Mustern auszusteigen und Wahlmöglichkeiten zu nutzen, die man vorher nicht in Erwägung gezogen hat.

Wir Menschen sind gerne in Beziehungen zu anderen Menschen eingebettet, da wir nunmal soziale Wesen sind. Wie gut das funktioniert hängt natürlich auch im großen Maße davon, wie wir in der Kindheit und Jugend von unserem Umfeld geprägt wurden. Welche Überzeugungen und Glaubenssätze – meist automatisiert – ablaufen.

Die Praxis der Achtsamkeit kann uns dabei helfen, diese Automatismen zu erkennen und bewusst Abstand zu nehmen. Denn wie wir Dinge wahrnehmen ist ja in der Regel subjektiv und hat meist mit unserer Bewertung zu tun. Zum Glück ist es uns Menschen möglich zu reflektieren und diese Gabe ermöglicht uns überhaupt erst Achtsamkeit zu praktizieren. Ich mag das Konzept der 4 Bausteine, denn es ist einfach und verständlich, aber auch praktisch umsetzbar.

Achtsamkeit in Worte fassen zu wollen, ähnelt dem Versuch, jemandem erklären zu wollen, wie eine Passionsfrucht schmeckt, der noch nie im Leben eine gegessen hat. Um deren Geschmack wirklich zu erfassen, musst Du sie wohl erst selbst essen.
DIE 4 BAUSTEINE DER ACHTSAMKEIT

 

1. LENKUNG DER AUFMERKSAMKEIT

Wie wir unsere Welt wahrnehmen hängt u.a. davon ab, wo wir unsere Aufmerksamkeit hinlenken. Welchen Fokus wir setzen. Achtsamkeit bedeutet diese Wahlmöglichkeit zu nutzen und somit selbst die Regie zu übernehmen. Sich bewusst darüber zu sein unterschiedliche Möglichkeiten zur Auswahl zu haben und sich in verschiedenen Situationen entsprechend zu verhalten.

2.GEGENWÄRTIGKEIT

Wir Menschen neigen oftmals dazu, uns mit Vergangenem zu beschäftigen und über Dinge nachzudenken, die längst vorbei sind und die man sowieso nicht (mehr) ändern kann. Dabei spielt sich das Leben gerade JETZT ab und hier haben wir auch die Möglichkeit zu reagieren. Dein Einflussbereich liegt in diesem gegenwärtigen Moment.

„Was geschehen ist, ist geschehen und nicht mehr veränderbar. Die Zukunft ist ungewiss. Jetzt ist der Moment, in dem du eine neue Entscheidung treffen kannst.“

3. AKZEPTANZ

Indem wir lernen einen Weg zu kultivieren, Dinge so zu akzeptieren wie sie sind. Im jeweiligen Moment. Was nicht heißen soll, dass man unnötig Leid aushalten soll. Doch etwas zu wollen, was nicht ist und etwas nicht zu wollen, was ist, das schafft Leid. Erst wenn es uns gelingt eine „unangenehme“ Situation freundlich zu akzeptieren und nicht dagegen anzukämpfen, löst sich diese oftmals wie von selbst auf. Ist das nicht interessant? Sobald wir gegen etwas ankämpfen verstärken wir damit diese Situation.

„Energie folgt der Aufmerksamkeit.“

4. INNERER BEOBACHTER

Entscheidend ist hier der Perspektivenwechsel. Denn wenn ich innerlich Abstand gewinne und gedanklich das Geschehene von außen betrachte, bin ich nicht mehr damit identifiziert.

Sich quasi selbst heraus zu zoomen und das Ganze aus der Beobachterrolle zu sehen und sich nicht von seinen Gedanken und Gefühlen übermannen zu lassen. So entsteht eine gesunde Distanz zu dem Erlebten. Erst dann bin ich in der Lage der Situation angemessen zu reagieren. Und das darf stets neu geübt werden, denn natürlich ist es auch nicht immer so leicht, auszusteigen wenn wir getriggert sind. Je öfter wir es allerdings wahrnehmen und auch praktizieren, desto eher können wir auch wieder aussteigen und die Beobachterrolle einnehmen. Und dann (neue) Entscheidungen treffen, die uns dienlich sind.

Jedenfalls gibt es ganz verschiedene Achtsamkeits-Praktiken, die uns in Problemsituationen weiter helfen können. Ob über die Atmung, Meditationen, gedanklich ein STOPP SCHILD zu setzen, oder auch körperlich aktiv zu sein, etc. Es gibt auch tolle Programme zur Stressreduktion, wie z.B. MBSR, welches sich über all die Jahre gut bewährt hat.

Es beginnt immer mit einer Entscheidung und dem ersten Schritt…und der Kontinuität, denn 21 Tage braucht es, um neue Gewohnheiten zu bilden und 90 Tage, um unser Gehirn neu zu programmieren. Aus der Hirnforschung weiß man heute, dass sich nach rund 3 Monaten neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn bilden und dann als neue Gewohnheit in Fleisch und Blut übergehen. So sollten wir nicht allzu streng mit uns sein, denn um neue Routinen zu etablieren, braucht’s nunmal Zeit und Geduld.

Das gilt übrigens für andere Bereiche unseres Lebens, wie z.B. die Ernährungsgewohnheiten. Da gibt es übrigens by the Way auch ein tolles Konzept, um nicht nur den Stoffwechsel umzuprogrammieren, sondern auch neue Ernährungsgewohnheiten zu routinieren. Wer sich da mal informieren möchte und sich gegebenenfalls auch einer Gruppe anschließen möchte, ist jedenfalls herzlichst willkommen.

In diesem Sinne wünsche ich gutes Gelingen mit dem praktizieren der Achtsamkeit und dadurch u.a. neue Gewohnheiten im Leben zu etablieren.

 

Herzliche Grüße,

Daniela Feselmayer